Karimun-Was?
Vorab: Während ich diese Zeilen hier schreibe höre ich Steven & Coconuttreez. Eine Band aus Lombok die auf Karimunjawa und Bali quasi in Dauerschleife läuft. Wenn ihr also die passende musikalische Untermalung zu den folgenden Zeilen benötigt, klickt einfach hier
Ok, also kurze Erläuterung zu diesem kleinen Eiland. Karimunjawa ist ein National Marine Park, besteht aus 27 Inseln und liegt im Norden Javas. Der Nationalpark wurde 2001 als marines Schutzgebiet benannt, daher ist es ausschließlich auf der Hauptinsel Pulau Karimunjawa erlaubt zu übernachten. Die anderen Inseln können auf Tagesausflügen mit dem Boot erkundet werden und manchmal kann man sogar auf einer der einsamen Inseln campen. Eine Ausnahme scheint es für das Kura Kura Resort zu geben. Dies ist ein Luxus Hotel auf der Nachbarinsel Manyawakan. Dort waren wir nicht. Aber der Reihe nach!
Java bietet unglaublich viel für Touristen. Egal ob Trekkingtouren auf Vulkane, Surfen im Süden oder Sightseeing in Yogyakarta, hier kommt jeder auf seine Kosten. Wo aber hin, um den ganzen Ansturm von Menschen, Autos und Motorräder zu entfliehen? Als wir uns mit Java beschäftigt haben, sind wir über Karimunjawa gestolpert und waren neugierig. Als wir eines Abends in Yogyakarta mit unserer Gastgeberin Delima über die Vielfalt Indonesiens gesprochen haben, fiel der Name Karimunjawa ebenfalls. Ob Zufall oder nicht, jedenfalls haben wir uns tags darauf bei einem Tour-Anbieter informiert und kurzerhand ein Paket gebucht und ein wenig modifiziert.
Jepara
Die erste Etappe heißt Jepara und liegt 200km von Yogyakarta entfernt. Wer einmal in Indonesien mit einem Bus gefahren ist, weiß, dass die Fahrt immer ein Abenteuer ist. Der Minibus holte uns um 23:30 direkt an der Unterkunft ab. Um 4 Uhr morgens sind wir nach einer sehr kurvigen und rasanten Fahrt gut durchgeschüttelt an einem kleinem Warung am Hafen angekommen. Die Gruppe hat sich schnell aufgelöst und jeder ging seinen Weg. Ilka & ich haben uns mit Kaffee & Tee versorgt und auf die Übergabe der Fährtickets gewartet. Dazu gab es noch einen Sonnenaufgang, direkt am Hafenbecken. Könnte also schlimmer sein. Die Fähre sollte erst um 7 Uhr ablegen. Wir haben uns für die langsame Fähre entscheiden, denn das sog. fast boat fährt erst um 10 Uhr los, beide sollen aber gegen 11:30 in Karimunjawa einlaufen. Um, also nicht tatenlos an Land zu sitzen haben wir uns für die langsame Fähre entschieden.
Auf der Fähre selbst tummelten sich vor allem Einheimische, die mit Kind und Kegel reisen. Eigentlich fehlte nur noch eine Ziege oder anderes Getier. Was wir aber auch nicht ausschließen können, denn der Frachtraum wurde mit Allerlei beladen. Von Lebensmittel bis zum Kinderfahrrad. Wir haben es uns oben auf dem „Sonnendeck“ bequem gemacht. Prima Idee – dachten wir. Kurz nachdem die Fähre unter schwarzen Diesel-Wolken abgelegt hatte, bemerken wir dass sich der Ruß auf dem gesamten Deck niederlegt. Auch haben wir vergessen, dass die Sonne immer stärker wird. Darüber hinaus hat die Fähre ihren Namen „slow boat“ alle Ehre gemacht. Nach zwei Stunden haben wir unser kleines Ziel am Horizont entdeckt. In den nächsten 2 Stunden sollte sich dieser Anblick in keinster Weise ändern. Nach insgesamt fünf Stunden laufen wir im Hafen von Pulau Karimunjawa ein.
Weitere Möglichkeiten nach Karimunjawa zu reisen
Neben den beiden Fähren besteht noch die luxuriöse Variante mit einem kleinen Flugzeug nach Karimunjawa zu reisen. Aus Kostengründen kam diese Variante für uns nicht in Frage. Apropos Kosten: Für das fast boat bezahlt man IDR 100.000/Person Aufschlag. Ganz wagemutige sollen sich sogar per ortsansässigen Fischereikutter in acht Stunden herüberschippern lassen haben.
No hurry – no worry
Das Entladen der Fähre verläuft ähnlich zügig wie die Überfahrt. Am Hafen stehen viele Fahrer und halten Schilder mit Namen von Unterkünften in die Höhe, schnell sehen wir den Fahrer vom Coconut House . Das Coconut House ist eine gemütliche, einfache Unterkunft und versprüht förmlich den gesamten Spirit der Insel: Good People – good karma. Pedro & Vita heißen uns herzlich willkommen und zeigen uns unser Zimmerchen. Ausgestattet mit Moskitonetz, Ventilator und „echtem“ Fenster mit Blick seitlich zur Straße. Zwei der insgesamt fünf Zimmer verfügen über eine Klimaanlage. Der Eingangsbereich ist offen gehalten und bietet viele Sitzmöglichkeiten (Sessel, Sitzsack und Schaukel) direkt an der Straße. Hierbei sei angemerkt, dass es auf Karimunjawa eigentlich nur eine Hauptstraße gibt. Diese führt vom Ortszentrum bis in den Norden der Insel. Verfahren ist nahezu ausgeschlossen.
Wir buchen für den folgenden Tag eine Boots- und Schnorchel tour und organisieren für diesen Nachmittag einen Roller um die Insel zu erkunden, denn öffentliche Verkehrsmittel gibt es hier keine. Den Roller erhalten wir vom 50m entfernt gelegenen Schwesterhostel The Bodhi Tree Hostel.
Auch hier wird uns gleich beim Betreten klar, dass auf Karimunjawa ein ganz anderer Spirit herrscht. Alles ist so herrlich gemütlich ausgelegt. Die Schaukel ist ganz offensichtlich die bevorzugte Art zu Sitzen. Bei der Schlüsselübergabe von unserem Roller warten wir noch auf die Übergabe der Helme. Vergeblich wie uns der Gastgeber mitteilte: no police, no rules! – Alles klaro. So fahren wir mit unserem Roller Richtung Norden und biegen nach einer Kurve auf einen unbefestigten Weg. Auf einem Schildchen steht Pokémon Beach. Hört sich gut an. Als wir das Meer und den Ausblick auf die kleinen Fischerboot gesehen haben war es uns auch völlig egal vor wir waren (der Pokemon Beach war es nicht wie wir später erfahren sollten). Wir stellten den Roller ab und zwicken uns. Einfach. Nur. Schön! Verdammt schön. Wir setzten uns in den Sand und gehen ins Wasser. Die Strapazen der Anreise sind vergessen!
Alun Alun am Abend
„Und wo geht man essen?“ fragten wir Pedro. „Alun Alun best fresh fish!“ war seine Antwort. Dieser Alun Alun ist der ortansässige Sportplatz, der aber auch für Versammlungen und Veranstaltungen genutzt wird. Quasi die Mehrzweckhalle von Karimunjawa, nur eben open air versteht sich. Am Alun Alun werden an jedem Abend Stände aufgebaut, die entweder frischen Fisch über Kohle grillen oder dünsten. Darüber hinaus werden frisch gepresste Säfte und Kokosnüsse angeboten. Wir haben uns für gegrillten Tintenfisch mit Reis entschieden. Was wir dann für umgerechnet € 2,54 bekommen haben glich einer Fisch-Platte für € 25,- daheim an der Nordseeküste. Dazu gibt es frischen Mangosaft. Gespeist wurde im Sitzen an Plastiktischen, direkt auf dem Sportplatz neben herumtobenden Kindern. Ein ganz normaler Abend auf Karimunjawa. Für uns der Traum auf Erden und unfassbar schön.
Must Do: Schnorchel-Tour & Island Hopping
Der folgende Tag beginnt wieder zeitig, denn um halb acht heißt es Aufbrechen zum Hafen. Aber zunächst gibt es Banana Pancakes á la Vita. Zusammen mit Pedro und seinen Kumpels gehen wir zum Hafen wo auch schon andere auf uns warten. Unsere Gruppe besteht aus 15 Mitreisenden und vier Guides. Nachdem wir Platz genommen haben stellt Pedro uns die Guides vor. Alladin und Adam werden mit uns schnorcheln gehen und die Unterwasserwelt zeigen. Zuvor gibt es noch einen einprägsamen Appell an alle: Do not touch the Coralls – if you have to touch something – touch Alladin! Fakt ist, anders als in vielen anderen Regionen Südostasiens ist die Unterwasserwelt hier noch im Großen und Ganzen intakt. Ob es nun an der charmanten Ansprache von Pedro liegt ist nicht überliefert.
Nach einer Stunde Fahrt, steuern wir den ersten Stopp an. Ilka & ich bekommen einen Schreck, denn um uns herum liegen viele Boote mit vielen Menschen in Schwimmwesten die scheinbar zum ersten Mal mit Wasser in Berührung kommen. Wie rote Bojen wabern sie auf der Wasseroberfläche und treten Wasser. So wird das nichts mit Schildkröten sichten… Keine Panik, das war nur ein kleines warm-up. Wir fahren weiter in die nächste Bucht. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber das hellblaue Wasser und diese kleinen Inselchen um uns herum üben ein surreales Gefühl auf uns aus, so dass wir aus Staunen nicht herauskommen. Der nun folgende zweite Schnorchelgang ist um ein vielfaches artenreicher.
Nach dem zweiten Tauchstopp halten wir auf eine kleine Insel zu, auf der wir dann Mittagspause machen. Ist natürlich klar, dass es gegrillten Fisch, Reis und verschiedenste Sorten Früchte gibt. Wir bleiben hier noch ein wenig länger. Nach dem Mittagessen und einer langen Runde Schwimmen im glasklaren Wasser sind wir dann weiter zum nächsten Schnorchelspot. Wir sind extrem neugierig auf den letzten Tauchspot, denn Alladin soll Spezialist für Schildkröten sein.
Auf ins Wasser und keine zwei Minuten später haben wir weit unten am Grund eine Schildkröte entdecken können. Leider ist diese viel zu schnell verschwunden. Wir paddeln weiter und bleiben direkt bei Alladin & Adam. Tatsächlich haben wir am Riff eine weitere Schildkröte gesichtet in ca. 8m Tiefe schwimmt sie total gemütlich vor sich hin und lässt sich von uns in keinster Weise aufscheuchen oder anders beeindrucken. Atemberaubend! Wir sind mehrmals hinab getaucht, tatsächlich haben wir dann noch zwei weitere Schildis entdecken können. Ein absolutes Highlight des heutigen Tages!
Zum Abschluss ging es dann zum chillen auf eine weitere kleine Insel und wenn es jetzt auch total kitschig wird, gab es einen ekelhaft schönen Sonnenuntergang auf der Heimfahrt nach Karimunjawa. Alleine für diesen einen Tag hat sich der Aufenthalt hier so was von gelohnt!
Kayaking
Heute bleiben wir an der Wasseroberfläche und gehen Kayak fahren in einer nahegelegenen Bucht. Wir starten in einem kleinen Resort mit eigenem Strand und paddeln nach einer kleinen Erfrischung gleich los. Es ist nicht das erste Mal, dass wir zu zweit im Kayak unterwegs sind, doch hier sind wir den Kräften der Natur mehr ausgesetzt als gedacht. Die Strömung und der Wind machen das Navigieren schwer.
Irgendwann steuern wir eine klitzekleine Bucht an. Als wir auf dem feinen weißen Sandstrand stehen, sehen wir den ganzen angeschwemmten Plastikmüll neben den Büschen. Tja, auch wenn Du auf der Insel selbst den Müll einsammelst, so kannst du leider nichts gegen all das Plastik ausrichten, das von sonstwo auf dem Meer angespült wird.
Strand statt Tauchgang?
Eigentlich wollten wir an unserem vierten Inseltag tauchen gehen. Leider sind wir zwei etwas erkältet – Nase dicht und Kopfschmerzen. Sehr ärgerlich. Wir hätten die Unterwasserwelt von Karimunjawa liebend gern noch mehr erkundet. Stattdessen leihen wir uns nochmal einen Roller aus und erkunden dann eben noch ein paar Strände. Also auf in den Norden. Im Gepäck nur Handtücher, Badekleidung und unser Backgammon-Spiel.
Als wir am Leandra Beach ankommen sind wir baff. Der Strand ist zwar nicht so naturbelassen wie andere Ecken auf Karimunjawa, aber er überzeugt uns sofort. Hier gibt es ein paar Liegen mit Sonnenschirm, Schaukeln und Hängematten!
Da ist das Nachmittagsschläfchen gesichert. Tatsächlich bleiben wir fast den ganzen Tag hier. Sonne satt mit einer leichten Brise. Im Meer sitzen (es ist hier extrem lange extrem flach), in der Hängematte schaukeln und die eine oder andere Partie Backgammon spielen. So lässt sich das aushalten. Abends gehen wir nochmal zum Dorfplatz und schlemmen eine Portion gegrillten Tintenfisch mit Reis. Der ist einfach zu lecker!
Da ist das Nachmittagsschläfchen gesichert. Tatsächlich bleiben wir fast den ganzen Tag hier. Sonne satt mit einer leichten Brise. Im Meer sitzen (es ist hier extrem lange extrem flach), in der Hängematte schaukeln und die eine oder andere Partie Backgammon spielen. So lässt sich das aushalten. Abends gehen wir nochmal zum Dorfplatz und schlemmen eine Portion gegrillten Tintenfisch mit Reis. Der ist einfach zu lecker!
Wir sitzen fest!
Nach fünf Tagen auf dieser wundervollen Insel heißt es für uns leider Rucksack packen und wieder zum Festland fahren. Wir haben einen Flug nach Bali gebucht, weshalb wir unseren Aufenthalt hier nicht wirklich verlängern können. Als wir unseren Frühstückspfannkuchen genießen kommt Adam vorbei und erzählt, dass heute kein Schiff fährt. Guter Witz. Adam und seine Späße… Kurz danach kommt Vita zu uns: Wegen dem Unwetter der letzten Nacht fährt das langsame Schiff nicht! Und auch kein anderes. Erst morgen wieder.
Und nun? Wir sitzen fest. Doof. Obwohl… Es gibt Schlimmeres, oder? Wir sind auf einer paradiesischen Insel und können die nicht verlassen? Wie toll! Jetzt müssen wir uns allerdings um eine neue Unterkunft kümmern, weil das Coconut House ausgebucht ist und checken, ob wir beim einzigen Geldautomaten der Insel noch Bargeld bekommen. Vita hat für uns ein Zimmer schräg gegenüber gefunden und Geld haben wir auch bekommen. Läuft!
Oder doch nicht? Das Boot fährt jetzt doch. Grmpf! Warum das denn? Jetzt haben wir uns gerade drauf eingestellt, dass wir noch eine Nacht länger in diesem Paradies bleiben können, da wird uns das einfach wieder weggenommen… Hach, jetzt sind wir noch trauriger als am Morgen. Nur die Vernunft ist zufrieden, weil dann alles klappt mit der Rückweg nach Yogyakarta, dass wir den Flug nach Bali erwischen und nicht zwei Mal buchen und bezahlen müssen. Seufz…
Sampai jumpa, Karimunjawa! Wir sagen extra „bis bald“ in der Hoffnung, dass wir bald wieder hier sind…
Wir waren (und sind es immer noch) so hin und weg von dieser so eindrucksvollen, schönen Zeit, dass wir gleich zwei kleine Videos von unserem persönlichen Paradies gebastelt haben. Diese findet Ihr auf der Video-Seite.